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  • Unbegleitete Minderjährige (mineur-e-s non accompagné-e-s, MNA)

Zahlreiche Kinder und Jugendliche verlassen ihr Herkunftsland alleine und werden dadurch mit Gefahren oder einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Mehrere Hundert solcher unbegleiteten Kinder und Jugendlichen kommen jedes Jahr in der Schweiz an. Der SSI Schweiz unterstützt MNA dabei, ihre Rechte wahrzunehmen und dauerhafte individuelle Lösungen zu finden. Diese können die Integration im Gastland, die Integration in einem Drittstaat oder die Reintegration im Herkunftsland umfassen.

MNA sind in erster Linie Kinder
Alleinreisende minderjährige Migrant*innen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche und müssen gemäss den Vorgaben der Kinderrechtskonvention (1997 von der Schweiz ratifiziert) behandelt werden, welche das Kindeswohl ins Zentrum stellt. Durch Informationsvermittlung und Sensibilisierung bemüht sich der SSI Schweiz, die verantwortlichen Behörden, Fachpersonen sowie politische Entscheidungsträger*innen auf die besondere Schutzbedürftigkeit von MNA aufmerksam zu machen. 

Harmonisierung der Standards
Die Verantwortung für die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden ist in der Schweiz föderal geregelt, wodurch verschiedene kantonale Systeme und Standards bestehen, die sich auf den Aufbau von Zukunftsperspektiven der MNA auswirken können. Der SSI Schweiz setzt sich dafür ein, dass die Standards in der Betreuung und Unterbringung von MNA in der gesamten Schweiz vereinheitlicht werden und unterstützt Fachpersonen dabei, kindeswohlzentrierte Ansätze in ihrer Arbeit umzusetzen.

Begleitung in die Volljährigkeit
Der Übergang in die Volljährigkeit bringt für MNA bedeutende Veränderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die rechtliche Situation, die Unterbringung und die Bildungsmöglichkeiten. MNA benötigen folglich eine Begleitung über die Volljährigkeit hinaus. Bezugspersonen aus der Zivilgesellschaft können den jungen Erwachsenen insbesondere mit Mentoring durch das Aufrechthalten stabiler und langfristiger Beziehungen zusätzlich zur institutionellen Begleitung eine wichtige Unterstützung bieten. 

Unsere Leistungen

Individuelle Unterstützung für MNA

  • Transnationale Dienste
  • Bildungschancen: Stipendien
  • Reintegration im Herkunftsland
  • Unser auf Asyl- und Ausländerrecht spezialisierter Anwalt ist vom Genfer Kinder- und Jugendschutz mit der rechtlichen Vertretung von MNA beauftragt. Dazu gehören Berufungen und Wiedererwägungsgesuche, Anträge auf Familienzusammenführung, Umwandlung von F-Ausweisen (vorläufige Aufnahme), Legalisierung des Aufenthalts oder Einbürgerungen, Anerkennung der Staatenlosigkeit oder die Suche nach Dokumenten im Ausland.
  • Projekte
    • MYSELF ist eine Online-Plattform für unbegleitete Minderjährige, die kurz vor der Volljährigkeit stehen. Der Übergang zum Erwachsenwerden ist ein wichtiger Lebensabschnitt, der eine Reihe von Herausforderungen mit sich bringt. Dies gilt insbesondere für junge Menschen, die nicht in ihrem familiären Umfeld leben. Die in Zusammenarbeit mit den französischsprachigen Kantonen geschaffene Plattform MYSELF hat zum Ziel, junge Menschen in ihrer Ausbildung zur Selbständigkeit zu unterstützen. Die Plattform umfasst interaktive und informative Blätter zu den Themen Gesundheit, Beziehungen, Projekte und Alltag, nützliche Dienstleistungen für MNA in den Kantonen sowie weitere Inhalte wie etwa News und Videos. Eine deutsche und italienische Version der Plattform ist für 2021 geplant.
    • Das Projekt MY PERSPECTIVE wird in Zusammenarbeit mit dem Verein Peer-Campaigns und UNICEF Schweiz und Liechtenstein durchgeführt. Während einer Projektwoche diskutieren MNA über Wünsche und Zukunftsfragen. Daraus werden filmische Interviews mit jungen Erwachsenen, die wie sie als MNA in die Schweiz geflohen sind, realisiert. Auf diese Weise erhalten die Jugendlichen Ratschläge von den jungen Erwachsenen und können aus deren Erfahrungen Rückschlusse auf ihre eigene Integrationsperspektive ableiten.

       

       

      • MNA-Zeitschrift: Im Rahmen eines Sommerlagers, das ein Dutzend Jugendliche aus verschiedenen französischsprachigen Kantonen vereinte, wurde die MNA-Zeitschrift «Ma voix pour toi» von jungen Menschen für junge Menschen geschaffen. Das Ziel dieser Zeitschrift war es, das tägliche Leben dieser jungen Menschen, ihren Weg und ihre Sorgen zu beschreiben. Die zweite Ausgabe hat sich mit der Ausbildung der Jugendlichen beschäftigt. Die dritte Ausgabe wurde in Form eines Blogs in Zusammenarbeit mit dem Verein Païdos und Studierenden des interdisziplinären Masterstudiengangs für Kinderrechte (MIDE) erstellt.
      • Video-Workshop «Ici mon futur»: Ziel des Workshops war es, mehrere Kurzfilme zu erstellen, die von jungen Migrant*innen und Jugendlichen aus Genf produziert wurden. Die Partizipation und Zusammenarbeit zwischen den Jugendlichen aus Genf und den MNA sollte die soziale Integration stärken, indem die Beziehung zu Anderen und das Zusammenleben betont wurden. Der Workshop basierte auf einem partizipativen und kreativen Ansatz, der darauf abzielte, die Realität und das tägliche Leben junger Migrant*innen zu verstehen. 2018 fand eine Vorführung im Rahmen des FIFDH in Anwesenheit der jungen Regisseur*innen vor vollem Haus statt.
      • Unterstützung des West Africa Network for the Protection of Children (WAN)
      • Best Interest Determination für unbegleitete minderjährige Asylsuchende: In einem Pilotprojekt testete der SSI Schweiz gemeinsam mit dem UNHCR Schweiz und Liechtenstein, wie Elemente einer Kindeswohlbestimmung (Best Interest Determination) und die Erarbeitung einer dauerhaften Lösung für unbegleitete minderjährige Asylsuchende im Schweizer Asylverfahren integriert werden können. Das Projekt wurde von 2018 bis 2019 im damaligen Testzentrum für das neue Asylverfahren in Zürich in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Migration und der Berner Rechtsberatungsstelle für Menschen in Not, welche für die Rechtsvertretung der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden zuständig war, durchgeführt.

Unterstützung von Fachpersonen

Plaidoyer

  • In der Interessengruppe für Jugendliche mit einem negativen Asylentscheid sind Mitglieder der Genfer Asylkoordination, darunter auch der SSI Schweiz, sowie betroffene Jugendliche vertreten. Diese entstand im Anschluss an verschiedene vom Genfer Grossrat angenommene Motionen. Die Asylkoordination beschloss, Arbeitsgruppen einzurichten und Gespräche mit den betroffenen Jugendlichen zu führen sowie eine Erhebung aller nach 1995 geborenen Jugendlichen durchzuführen, die sich in Genf aufhalten und Nothilfe erhalten. Ziel dieser Erhebung ist es, den Hintergrund dieser Jugendlichen genauer zu kennen, insbesondere im Hinblick auf ihre schulische und berufliche Ausbildung. Gemeinsam mit ihnen und dem Genfer Netzwerk sollen individuelle und kollektive Lösungen gefunden werden. Die Ergebnisse wurden im Frühjahr 2021 veröffentlicht. Zudem wurde im Rahmen der Kampagne «Bildung für alle - jetzt!» von Solidarity Across Borders mobilisiert.

​​​​​​​Zum Flyer

Die ADEM entstand 2006 aus einem Zusammenschluss des SSI Schweiz, des Institut International des Droits de l’Enfant und Terre des Hommes mit dem Ziel, ein Netzwerk von Organisationen und Fachleuten aufzubauen, die sich für die Umsetzung der Kinderrechtskonvention in der Schweiz und damit für die Rechte und Interessen von Migrantenkindern einsetzen. 2016 schloss sich die Schweizerische Flüchtlingshilfe als Partnerorganisation an. Von 2006 bis 2018 organisierte die ADEM verschiedene nationale Fachtagungen, verfasste Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen und vermittelte Informationen zur Thematik der unbegleiteten Minderjährigen. Zudem richtete sich die ADEM mit Informationen zu verschiedenen Lebensbereichen wie das Aufenthaltsrecht, der Übergang in die Volljährigkeit oder der Kontakt zur Familie direkt an die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Die Zusammenfassungen der nationalen Fachtagungen stehen unter Dokumentation zur Verfügung.
95
MNA und Ex-MNA wurden 2020 vom SSI Schweiz rechtlich, sozial oder finanziell unterstützt
122
Personen nahmen 2020 an den interkantonalen Fachtagungen teil